600 Slawische Stämme besiedeln das Gebiet zwischen Elbe/Saale und
Oder/Queiß
631 Erste urkundliche Erwähnung der Sorben in der Chronik des
Fredegar
990 Mit den Milzenern in der Oberlausitz verliert der letzte sorbische
Stamm seine politische Unahhängigkeit. Militärische
Eroberungspolitik durch den deutschen Staat ging mit der
Christianisierung der slawischen Gebiete einher
1000 - 1100 Innerer Landesausbau durch sorbische Bauern
1104 Beginn der fränkischen Ansiedlung durch Wiprecht von Groitzsch
1150 -1300 Einwanderung fränkischer, flämischer, thüringischer und
sächsischer Bauern
1264 Gründung des Klosters Marienstern in der Oberlausitz.
Sorbische Bevölkerung bildet zu Beginn des 13.Jahrhunderts über
90% der Bewohner zwischen Saale und Bober/Queis
- Herrschende Schicht (Markgrafen, Bischöfe, Äbte, Ritter und
Vasallen) rekrutiert sich ausschließlich aus deutschen Eroberern
- Erobertes sorbisches Gebiet wird in Markgrafschaften eingeteilt
1293 /1327 Verbot der sorbischen Sprache in Bernburg/S., Altenburg.
Zwickau und Leipzig
1500. Sorbischer Bürgereid aus Bautzen/Budysin, das älteste bekannte
sorbische Schriftdenkmal
1543. Übersetzung der "Wendischcn Taufagende", ältestes Zeugnis
sorbischer Kirchenliteratur
1548 Erste Übersetzung des Neuen Testamentes in die sorbische
Sprache durch Miklaws Jakubica
1574 Erstes gedrucktes sorbisches Buch - ein Gesangbuch mit
Katechismuis von Albin Moller in niedersorbischer Sprache
1597 Erstes gedrucktes Buch in obersorbischer Sprache
1618 - 1648.Verlust von nahezu der Hälfte der sorbischen Bevölkerung
im Dreißigjährigen Krieg; Schrumpfung des sorbischen
Sprachgebietes
1706/1709 Übersetzung des Neuen Testamentes durch Michal Frencel
ins Obersorbische und durch Bogumil Fabricius ins
Niedersorbische;Entstehung der sorbischen Schriftsprache
1716 Gründung der Wendischen Predigergesellschaft "Sorabia". heute
Deutschlands älteste noch bestehende Studentenvereinigung
nach 1750 Anfänge eines bürgerlichen sorbischen nationalen
Bewußtseins unter vielfältiger Unterstützung durch die
slawischen Nachbarn; deutsche und sorbischeAufklärer
beschäftigen sich wissenschaftlich mit der sorbischen
Sprache und Kultur
1767 Mit der Übersetzung des Kloppstockschen "Messias" ins
Sorbische durch Jurij Mjen wird die weltliche sorbische
Kunstdichtung gegründet
1790 Herausgabe der Zeitung "Mesacne pismo k rozwucenju a k
wokrewjenju" Monatszeitschrift zur Belehrung und Erbauung
durch zwei sorbische Studenten; (nach der ersten Nurnmer
verboten)
1790 -1794 Bauernunruhen in der Lausitz unter dem Einfluß der
Französischen Revolution
1809 -1812.Herausgabe der Zeitung "Serbski powedar a kurer"
(Sorbischer Erzähler und Kurier) in Bautzen/Budysin durch
den Zimmermann Jan Bohuchwal Dejka
1815 Territoriale Neugliederung des sorbischen Siedlungsgebietes durch
den WienerKongreß; administrative Teilung drängt die sorbische
Bevölkerung in fast allen Kreiscn in die Minderheit
1818 In Preußen wird zum weiteren Einschränken der sorbischen
Sprache eine Verordnung erlassen
1841/1843 Jan Amost Smoler und Leopold Haupt geben die
zweibändigen Volkslieder der Wenden in der Ober- und
Niederlausitz" heraus, weitereVolksliedsammlungen folgen
1842 Handrij Zejler und Jan Arnost Smoler gründen die Zeitung
"Tydzenska Nowina"; Vorläuferin der heute erscheinenden
"SerbskeNowiny"
1845 Erstes sorbisches Gesangsfest in der Lausitz unter Leitung von
Korla August Kocor - Entwicklung der sorbischen bürgerlichen
Musikkultur
1847 Wissenschaftliche Gesellschaft "Macica Serbska" wird gegründet
1848 "Bramborski serbski Casnik" erscheint als erste Zeitung in
niedersorbischer Sprache, Vorläufer des heutigen "Nowy Casnik"
1848 /1849 Sorbische Bauernvereine in der Oberlausitz entstehen; unter
anderem fordern sie soziale und nationale Rechte ein
("Sorbische Bauernpetition"); Intelligenz fordert die
Gleichberechtigung der sorbischen Sprache und Kultur in
Schule, Kirche und vor Gericht ("Große Petition der
Sorben" unterzeichnet von 5000 Haushaltsvorständen)
1851 Schulpolitische Zugeständnisse durch die sächsische Regierung
1854 Erste große Auswanderungswelle von Sorben nach Texas und
Australien, dort werden sorbische Siedlungen gegründet
1862 Erste sorbische Theateraufführung in Bautzen
1875 Generelles Verbot der sorbischen Sprache in den Schulen der
preußischen Oberlausitz
um 1875 .nationale Unterdrückung der Sorben im Deutschen Reich wird
forciert, als Gegenreaktion entfalten sich stärker sorbische
Kulturbestrebungen, die "Jungsorbische Bewegung" unter
Führung von Arnost Muka und Jakub Bart-Cisinki formiert
sich
1877 Höhepunkt der klassischen sorbischen Dichtung im 19.
Jahrhundert ist das Nationalepos "Nawozenja" ("Der Bräutigam")
von Jakub Bart-Cisinski
1919-1932.. Die Verfassung von Weimar ermöglicht einerseits ein
regeres kulturelles und politisches Leben, andererseits wird
die sorbische Volksbewegung durch die "Wendenabteilung"
überwacht
nach 1933 Nalionalsozialistische Diktatur/Versuche zur physischen
und psychischen Ausrottung des sorbischen Volkes;
Ausweisung sorbischer Lehrer und Pfarrer aus der Lausitz;
sorbische Antifaschisten, u. a. Alojs Andricki (1943) und
Marja Grolmusec (1944), werden ermordet
1937.Verbot der Domowina (nachdem diese die nazistische
Gleichschaltung ablehnte) und jeglichen öffentlichen sorbischen
Lebens
1937 Konfiszierung des Wendischen Hauses durch die Faschisten,
1944 durch die SS niedergebrannt
1939 Mit dem Verbot des "Katolski Posol" wird die letzte
sorbischsprachige Publikation liquidiert
1941 Verbot der letzten sorbischen Gottesdienste durch das
Brandenburger Konsistorium
1945 10.Mai Neugründung der Domowina als erste demokratische
Organisation in Deutschland nach dem Kneg
1947 Herausgabe der obersorbischen Tageszeitung "Nowa doba", heute
"Serbske nowiny"
1947 Gründung der sorbischen Oberschule (später sorbische erweiterte
Oberschule Kleinwelka, heute Sorbisches Gymnasium Bautzen)
1948 Sächsischer Landtag beschließt "Gesetz zur Wahrung der Rechte
der sorbischen Bevölkerung
1949 Späte Zulassung der Domowina in der Niederlausitz
(Brandenburg) bis 1958 Zahlreiche sorbische staatliche
Institutionen zur Förderung des national-kulturellen Lebens werden
gegründet: sorbisches Institut für Lehrerbildung 1946 Institut für
sorbische Volksforschung (Akademie der Wissenschaften der
DDR)
1951 Institut für Sorabistik an der Universität in Leipzig
1952 Sorbisches Volkskunstensemble
1952 Sorbische Oberschule
1952 in Cottbus/Chosebuz (heute Niedersorbisches Gymnasium)
Rundfunk der DDR/Sorbische Redaktion
1953 Haus iür sorbische Volkskunst
1956 Sorbisches Museum
1957 (entstand aus dem 1904 errichteten und 1941 von den Faschisten
konfiszierten "Wendischen Museum") Domowina-Verlag 1958
1956 Sorbische Intelektuelle und Bauern protestieren gegen die
zunehmende Industrialisierung der Lausitz und für den Erhalt des
landschaftlich und kulturell einmaligen Siedlungsraumes der
Sorben, extensiver Baunkohlenabbau zerstört sorbische Dörfer
und ihr Umfeld
1964.Neuregelung des sorbischen Schulunterrichtes führt zum
drastischen Rückgang der Teilnehmer am sorbischen
Sprachunterricht
1968-1989 Sieben Festivals sorbischer Kultur· waren einerseits Faktor
zur Entwicklung der sorbischen professionellen und
Volkskultur,andererseits nutzte die SED diese Festivals zur
Demonstration ihrer "erfolgreichen Nationalitätenpolitik" und dem
Bekenntnis der Sorben zur DDR, sie versuchte damit über den
Rückgang des Sorbentums hinwegzutäuschen
1989 11. November, die in Opposition zur "sozialistischen" Domowina
stehende "Sorbische Volksversammlung" ruft zum nationalen
Dialog auf und fordert von der Domowina eine grundsätzliche
Wende Sorbischer Runder Tisch erarbeitet Positionen der
Interessenvertreter der Sorben und bereitet den
Erneuerungsprozeß der Domowina vor
1990 17. März, außerordentlicher Bundeskongreß der Domowina,
Delegierte wählen eine neue Führung der Organisation und
bekennen sich in einer Resolution zur Herstellung der deutschen
Einheit - Protokollnotiz zum Einigungsvertrag schreibt Schutz und
Förderung der sorbischen Sprache und Kultur fest
1990 Das Wendische Haus in Cottbus/Chosebuz wird eröffnet
1991 Neukonstituierung der Domowina als Dachverband sorbischer
Vereine - Gründung der Stiftung für das sorbische Volk zur
Unterstützung der nationalen und kulturellen Entwicklung der
Sorben
1992 19. April - erste sorbische Fernsehsendung beim ORB, als
monatliches Halbstundenmagazin in niedersorbischer Sprache
konzipiert
SORBISCHE VOLKSKULTUR HEUTE
Die sorbische Volkskultur heute basiert auf der traditionellen sorbischen Volkskultur der Ober- und Niederlausitz.
Sorbische Volkskunst wird in den Genres Musik, Tanz, künstlerisches Wort und im Bereich des bildnerischen
Schaffens von Sorben und Deutschen besonders gepflegt und hat sich durch enges Zusammenwirken von
sorbischen und deutschen Laienkünstlern weiterentwickelt.
Es bestehen:
Chöre bzw. Gesangsvereine,
Trachtenvereine,
Tanzgruppen,
Ensembles (Gesangs, Tanz- und Instrumentalgruppen),
Laientheater
Zirkel schreibender Amateure,
Textil-, Mal-, Keramikzirkel.
Wettbewerbe und Werkstätten, kontinuierliche Aufträge des seit 1956 bestehenden Hauses für sorbische Volkskultur und eine betreuende Unterstützung durch dasSorbische Nationalensemble waren und sind eine fortwährende Forderung und Förderung der sorbischen Volkskunst.
Zeugnisse dafür sind hervorragende Ergebnisse, z.B. der traditionell vom Haus für sorbische Volkskultur jährlich ausgeschriebene Wettbewerb um das schönste sorbische Osterei oder die vielfältigen Werkstattergebnisse von Einzelschaffenden im Bereich des bildnerischen
Volkskunstschaffens, die sich durchaus mit denen der Berufskunst messen lassen kann. Bedeutsam für das Bewahren sorbischer Volkskultur für nachfolgende Generationen sind die traditionell vom Haus für sorbische Volkskultur organisierten, im Wechsel jährlich stattfindenden Tage des sorbischen Kindertheaters und junger Rezitatoren sowie die Tage des sorbischen Kinderliedes und
sorbischer Musik.Tanzestraden, Laientheaterinszenierungen, Chorkonzerte, Ausstellungen des sorbischen bildnerischen Volkskunstschaffens, zur sorbischen Geschichte und Kultur sowie die Darstellung von Sitten, Bräuchen und Traditionen sorbischer
Folkloreregionen durch dörfliche Kollektive bieten den Gruppen und Einzelschaffenden Höhepunkte zur Darstellung ihres künstlerischen Volksschaffens.
ZUR REGION DER KATHOLISCHEN SORBEN
Zurn Gebiet der katholischen Sorben gehören 85 Orte dcr Kreise Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda. Die Herrschaftsbereiche des Klosters Marienstern bei Kamenz und des Domstiftes St. Petri
in Bautzen waren und sind die Grundfesten für das Fortbestehen des Katholizismus in der Region über die Reformationszeit hinaus. Weit über die Hälfte der heutigen Bevölkerung der Region sind Sorben. Lebensgrundlage war im wesentlichen die Landwirtschaft,
zum Teil die Teichwirtschaft. In der kleinen Ackerbürgerstadt Wittichenau begann sich neben dem Handwerk das Manfakturwesen stärker zu entwickeln. Heute lebt die Bevölkerung von der Landwirtschaft, von der umliegenden Industrie sowie vom Dienstleistungsbereich.
Ethnische Besonderheiten sind:
-obersorbische Sprachregion mit sorbischen Schulen,
- eigenständige Trachtenregion (funktionell differenziert), heute noch z.T. auch von Kindern und Jugendlichen getragen, besondere Anlässe dafür sind neben der Pflege von Bräuchen vor allem auch kirchliche Feste wie Erstkommunion, Firmung, Fronleichnam und Wallfahrten; als
einzige sorbische Trachtenregion der Lausitz finden hier bis in die heutige Zeit noch Hochzeiten in Tracht mit dazugehörenden Sitten und Bräuchen statt, neben Perlennetzarbeiten für Festtrachten ist für die Tracht der katholischen Sorben die Plattstichstickerei typisch, -Bräuche im Jahresablauf (heute noch gepflegt): Vogelhochzeit (25. Januar),
Osterreiten am Ostersonntag, Hexenbrennen (30.April),
Maibaumstellen / -werfen, Martins- bzw. Nikolaussingen,
Kirmesfeier oder Umgehen der "Borborka" (Sollschwitz/Sulsecy bei Wittichenau/Kulow) und des "Miklaws" zur Weihnachtszeit.
DIE SORBEN IN DER REGION SCHLEIFE/SLEPO
Zur Region Schleife gehören 7 Ortschaften, von denen noch etwa ein Drittel der Bewohner Sorben sind. Ehemals zur Standesherrschaft Muskau/Muzakow gehörend, nähert sich das nordwestlich von Weißwasser/Bela Woda liegende Schleifer Gebiet in Sprache, Sitte und
Brauch, ja im gesamten Charakter der Volkskultur stärker der Niederlausitz. Lebensgrundlage war traditionell die Wald- und Feldarbeit, heute sind es der Braunkohlenbergbau, der in den
letzten Jahrzehnten den Lebensraum der Schleifer Folkloreregion wesentlich eingcschränkt hat, und Überreste von Glasindustrie.
Ethnische Besonderheiten sind.
- spezielle Volksarchitektur (Blockbauweise, Klinkerbau),
- eigenständiger Schleifer Sprachdialekt,
- eigenständige Trachtenregion (funktionell und dörflich differenziert in
vielfältigen Varianten,
von älteren Frauen heute noch z. T. getragen); Stickereien der Schleifer Tracht bewahrten weitgehend den Charakter traditioneller Volkskunst, sie finden sich hauptsächlich als Hohlsaum, weiße Lochstickerei und schwarze Kreuzstichstickerei an Hals- und Kopftüchern sowie an Kinnschleifen,
- bewahrtes Volksmusikantentum mit sorbischem Dudelsack, kleiner
und großer sorbischer Geige (z.B. im Sorbischen Folkloreensernble
Schleife),
- Bräuche im Jahresablauf (teilweise noch gepflegt) sind:
Zampern, Ostersingen, Verzieren von Ostereiern in Familientradition,
Maibaumstellen, Hahnschlagen, Hahnrupfen, Spinte (die Spinnstube
war eine wichtige Singschule des sorbischen Volkes) oder
Umgehen des "dzecetko" in der Adventszeit (Bescherkind; dörflich
unterschiedlich).
DIE SORBEN IN DER REGION HOYERSWERDA/WOJERECY
Zur Hoyerswerdaer Landschaft gehören heute 48 Ortschaften, von denen noch etwa ein Viertel der Bewohner Sorben sind. Noch 1880 lebte in dieser Region fast ausschließlich sorbische dörfliche Bevölkerung. Durch den Wiener Kongreß vom Königreich Sachsen an Preußen verloren, gehört die Hoyerswerdaer Region heute zum nordöstlichen Teil des Freistaates Sachsen. Sie prägt mit ihren Besonderheiten die sorbische mittlere Lausitz. Lebensgrundlage war in diesem Gebiet früher die Landwirtschaft und das dörfliche Handwerk. Heute prägt das Leben der Region um Hoyerswerda vorrangig die Braunkohlenförderung .
Ethnische Besonderheiten sind:
-Übergangssprachdialekt zwischen der Ober- und Niederlausitz,
-eigenständige Trachtenregion (funktionell und dörflich differenziert, z.T. heute noch durch alte Frauen getragen) Stickereien der Hoyerswerdaer Tracht, als Tracht der sorbischen bäuerlichen Bevölkerung sind hauptsächlich die Kreuzstichstickerei, die Lochstickerei, die Tüllstickerei und die Plattstichstickerei, -dörfliche Traditionen werden seit Jahrzehnten durch verschiedenste Generationen z.B. in Bröthen-Michalken /Bretnja-Michalki gepflegt,
-Bräuche im Jahresablauf (teilweise noch heute gepflegt) sind:
Fastnacht (Winteraustreiben),
Karfreitag- und Ostersingen, Verzieren von Ostereiern,
Maibaumstellen und -werfen,
Erntebräuche wie Stollen- und Stoppelreiten oder Kartoffelball,
Spinte/Spinteball,
Umgehen des "dzecatko" (Bescherkind) zur Weihnachtszeit oder das
Weihnachtssingen.
DIE SORBEN IN DER NIEDERLAUSITZ/DOLNA LUZYCA
Zur niedersorbischen Region gehören mehr als 60 Ortschaften, von denen heute der geringere Teil der Sorben/Wenden die sorbische Sprache beherrschen. Zum Siedlungsgebiet der Niedersorben
gehören die Kreise Cottbus/Chosebuz, Spremberg/Grodk, Calau/Kalawa, Lübben/Lubin, Guben/Gubin und Forst/Barsc, in denen die sorbische Sprache gegenwärtig stark im Verschwinden
begriffen ist. Die Lebensgrundlage für die niedersorbische Bevölkerung bildeten hauptsächlich die Landwirtschaft und die Fischzucht. Im Spreewald, einem Teil der Niederlausitz, ist bis in die heutigen Tage der Tourismus eine Erwerbsquelle. Die Braunkohlenindustrie ist seit Jahrzehnten maßgeblich an der Zerstörung des Lebensraumes der Sorben in der Niederlausitz beteiligt.
Ethnische Besonderheiten sind:
- niedersorbische Sprachregion (fast ausschließlich nur noch von der
älteren Generation gesprochen), ein niedersorbisches Gymnasium und
eine niedersorbische Sprachschule dienen der sprachlichen Förderung
- eigenständige Trachtenregion(die Tracht wird von der älteren
Generation z. T. noch getragen, von der jungen Generation zur Pflege
von Bräuchen angelegt); Trachtenteile sind volkskünstlerisch verziert
durch die Plattstichstickerei, bestickt werden hauptsächlich
Rockbänder. Schürzen, Halstücher und Teile der großen Kopftücher;
daneben findet sich auch die Weißstickerei in reizvollen Motiven;
charakteristisch für die Tracht der Niedersorben ist die
"lapa" (Kopfhaube oder gestecktes Kopftuch), die örtlich in Größe und
Form differenziert vorzufinden ist,
- Bräuche im Jahresahlauf (teilweise noch heute gepflegt) sind: Zapust,
Osterfeuer, Erntebräuche wie Hahnschlagen, Hahnrupfen, Stollen-,
Stoppelreiten, Johannesreiten in Cahsel/Kozle und Froschkarren oder
zur Weihnachtszeit besucht in Jänschwalde/Jansojce bei Cottbus der
"Jansojski bog " die Kinder.
AUSZUG AUS DER VERFASSUNG DES LANDES BRANDENRURG
4. Abschnitt Rechte der Sorben (Wenden)
Artikel 25 (Rechte der Sorben/Wenden)
(1) Das Recht des sorbischen Volkes auf Schutz, Erhaltung und Pflege seiner nationalen
Identität und seines angestammten Siedlungsgebietes wird gewährleistet. Das Land, die
Gemeinden und Gemeindeverbände fördern die Verwirklichung dieses Rechtes, insbesondere
die kulturelle Eigenständigkeit und die wirksame politische Mitgestaltung des sorbischen Volkes.
(2) Das Land wirkt auf die Sicherung einer Landesgrenzen übergreifenden kulturellen Autonomie
der Sorben hin.
(3) Die Sorben haben das Recht auf Bewahrung und Förderung der sorbischen Sprache und Kultur
im öffentlichen Leben und ihre Vermittlung in Schulen und Kindertagesstätten.
(4) Im Siedlungsgebiet der Sorben ist die sorbische Sprache in die öffenlliche Beschriftung einzubeziehen.
Die sorbische Fahne hat die Farben Blau-Rot- Weiß.
(5) Die Ausgestaltung der Rechte der Sorben regelt ein Gesetz. Dies hat sicherzustellen, daß in
Angelegenheiten der Sorben, insbesondere bei der Gesetzgebung, sorbische Vertreter mitwirken. |